Ein Jenseitskontakt als Trauerbewältigung

 

Es gibt keinen Himmel. Es gibt keine Hölle. Alles ist hier und jetzt und greifbar nah. Lass die Begrenzungen Deines Verstandes hinter Dir und Du kannst spüren, der Himmel ist auf Erden.“

 

Ich bin nicht von Kindheit an hellsichtig und sehe Verstorbene häufig nicht klar im außen. Ich habe zwar durch Erlebnisse in meiner Kindheit schon sehr früh einen engen Kontakt zu der geistigen Welt gehabt und mich mit der anderen Seite immer sehr verbunden gefühlt, aber es lief vieles über Gefühls- und Gedankensprache. Als ich 2011 meine mediale / sensitive Ausbildung bei Pascal Voggenhuber in der Schweiz begann, habe ich festgestellt, dass das Hellfühlen mein am stärksten ausgeprägter Sinn ist. Sensitiv (beim Lesen von Energien von physisch wahrnehmbaren Menschen und Dingen) und auch medial (Kontakt mit Geistführern und Verstorbenen) verlasse ich mich daher am meisten auf mein Gefühl.

Beim Aura-Reading fühle ich die Themen und Probleme meines Klienten, als seien es meine eigenen, und auch beim Jenseitskontakt kann ich zum Beispiel die Todesursache des Verstorbenen an meinem Körper spüren (in abgeschwächter Form).

Ich erkläre es vor einer Sitzung, dass ich alles vom Verstorbenen in einer Bild- und Gefühlsprache übermittelt bekomme. Dann ist für die Klienten auch besser zu verstehen, warum ich bei manchen Dingen, die ich zum Beispiel noch nicht als Todesursache hatte, nicht den Namen der Krankheit sagen kann, sondern nur beschreiben kann, was ich wo fühle. Alles was ich bekomme, muss ich sozusagen in einem eigenen inneren Wörterbuch vergleichen und abspeichern.

Und die geistige Welt macht sowieso den Rest und bestimmt, wo es langgeht. Ich habe in der Ausbildung eine Checking-Liste gelernt, die ich bei jedem Jenseitskontakt durchgegangen bin: Verwandtschaftsgrad, Beruf, Wohnumgebung, Todesursache etc.. Doch je weiter ich mit der Ausbildung kam, umso klarer hat mich die geistige Welt gelehrt, loszulassen. Es kamen Verstorbene, die über ihre Todesursache kaum etwas erzählen wollten oder andere, die als erstes die Todesursache und danach erst andere Facts bringen wollten. Ein wunderschönes Beispiel, inwieweit die geistige Welt die Readings bestimmt, ist das folgende:

Ich hatte 2014 einen Klienten namens Uli im Reading, der seine Tochter Ann-Chiara im Alter von 11 Jahren ganz plötzlich verloren hatte. Ich hatte zu dem Zeitpunkt noch nicht sehr viele Jenseitskontakte zu Kindern gemacht und war sehr nervös. Die Tochter hat bewusst zunächst viele Details zu Charakter und Familie durchgegeben, so dass ich emotional nicht so mitgenommen war, als sie dann von ihrem Tod erzählte. Ich habe sie älter und sehr emotional und vom Charakter her mitfühlend wahrgenommen. Das machte es mir leichter, mit ihr zu kommunizieren, und ich konnte den Vater gut verstehen, der sie auch als sehr hilfsbereit und erwachsen, aber auch sehr emotional und mitfühlend empfand. Für die Tochter waren ihre Freunde, Reisen und Sport sehr wichtig, und sie unterstützt ihren Vater aus der geistigen Welt beim Klavierspielen. Es war eine wunderschöne und berührende Sitzung und ich fühlte mich Ann-Chiara sehr verbunden.

Ein paar Wochen und einige Readings später hatte ich dann eine Frau in der Sitzung. Schon vor der Sitzung hatte ich das Gefühl, jemand aus der geistigen Welt wäre anwesend: Die Person fühlte sich sehr stark und klar an und gab mir schon vor dem Reading ganz viele Tipps: Ich solle meinen Schreibtisch so gut wie leerräumen und auch das Regal, auf das die Klienten beim Reading sehen, aufräumen und leerer machen. Ich fand es schon etwas seltsam, aber da sich die Klientin „zufällig“ verspätete, bin ich den Tipps natürlich nachgekommen. Schließlich sollte ich noch eine Kerze anzünden.

Aufgrund des Charakters und der Direktheit hätte ich vermutet, dass die Frau einen Kontakt zu ihrem erwachsenen Kind haben wolle. Ich war daher etwas überrascht als ich merkte, dass Details kamen, die nicht zu einem Erwachsenen passten. Aber ich kenne das inzwischen und weiß, dass dies dann immer ein Zeichen und Hinweis – meist auf den Charakter – ist, wenn ich den Verstorbenen am Anfang anders wahrnehme als im Laufe der Sitzung. So habe ich die Energie der Tochter, wie ich sie spürte, beibehalten und sie der Frau mit Details wie Familie, Interessen, Freunde, Schule etc. „bewiesen“. Dabei wurde klar, dass sie zwar noch ein Kind ist, das aber bereits sehr klar und erwachsen ist, was mir die Mutter auch immer wieder bestätigte. Ich habe sie als recht ordentlich, organisiert und kreativ ehrgeizig empfunden, und die Mutter bestätigte mir, dass sie diese Eigenschaften besonders an ihr schätzte. Erst bei der Todesursache wurde mir schließlich bewusst, dass es sich um Ann-Chiara handelte und die Mutter Ulis Ex-Frau ist, die sich vor einigen Jahren trennten. Ann-Chiara hat sich mir bei dem Reading mit ihrer Mutter also ganz bewusst anders gezeigt, als beim Reading mit ihrem Vater. Zum einen, da jeder der beiden andere Dinge und Charakterzüge mit ihr verbindet und an ihr geschätzt hat, aber auch, damit ich sie nicht sofort erkenne und nicht durch meinen Kopf blockiert bin, sondern mich jeweils komplett neu auf sie und ihre Botschaften einlassen kann.

Aber es geht noch weiter. Ein paar Wochen später hatte sich eine junge Frau für ein Reading angemeldet, und ich hatte im Vorfeld ganz klar das Gefühl, ihren Vater bei mir zu haben, was ich ihr dann auch sagte. Sie war sehr überrascht, da sie eigentlich einen Kontakt zu einem jungen Mädchen von einem Bekannten haben wollte. Als ich das dem Vater sagte, meinte er, es gäbe Dinge, die er seiner Tochter gern noch sagen möchte, aber jetzt habe das Mädchen Vorrang, und er sei nur da, um sie zu begleiten und ihr Kraft zu geben. Auch hier bewies sich das Mädchen anhand von Charaktereigenschaften und Lebensumständen. Ich empfand sie als sehr weich und lieb und sehr auf andere bedacht. Sie hatte einen großen Sinn für Ästhetik, legte Wert auf Klamotten, Schminke und Deko. Ich empfand sie als ein typisches Mädchen. Es kamen viele Facts zu der Beziehung zur Frau und erst im späteren Verlauf der Sitzung habe ich erkannt, dass es sich erneut zum dritten Mal um Ann-Chiara handelte und die junge Frau im Reading die Lebensgefährtin von Uli, Annette, ist. Auch hier hat Ann-Chiara mir noch spezielle Facts gezeigt, die nur für Annette verständlich waren und die dieses Reading wiederum von den ersten beiden Readings unterschied.

Bei diesem dritten Kontakt zeigte sie mir ein Armband von dem ich spürte, dass sie es aber nicht getragen hat. Ich sah es an einem Foto hängen und konnte es nicht verstehen. Als ich dieses Bild Annette erklärte, meinte sie, dass ihr Vater ihr genau so ein Armband aus dem Urlaub mitgebracht habe – aber eben nach ihrem Tod und daher hänge es an ihrem Foto im Wohnzimmer. Das hat mir wieder einmal gezeigt, dass nicht ICH die Zeichen verstehen muss, sondern meine Klienten.

 

 

Ann-Chiara hat es so wundervoll gemacht. Sie zeigte sich mir immer auf andere Art und Weise, so dass ich sie vorbehaltslos sprechen lassen konnte und sie zum Schluss dennoch immer erkannte. Die Sitzungen mit ihr haben mir sehr viel Vertrauen geschenkt, dass die geistige Welt immer dafür sorgt, dass es für den Klienten genau richtig ist. Als Medium braucht man nur loszulassen und zu vertrauen und nach bestem Wissen und Können Übersetzer zu sein. Zudem waren die Sitzungen mit Ann-Chiara für mich ein weiterer Beweis, dass die Liebe zwischen Menschen auch über den Tod hinaus genauso stark bestehen bleibt. Das Mädchen ist nach wie vor präsent im Leben ihrer Liebsten und unterstützt sie weiterhin, so gut sie von der anderen Seite aus kann. Und sie hat sogar mir, einer fremden Frau, geholfen und Zeichen geschickt, dass ich auf dem richtigen Weg bin. Sie war und ist ein sehr starkes, mitfühlendes und besonderes Mädchen und die Tatsache, dass sie sehr früh schon wieder zurück durfte, hält sie nicht davon ab, weiter zu helfen, Dinge zu bewegen und Liebe in die Welt zu bringen.

Ein Jenseitskontakt ist für mich ein wichtiger Baustein in der Trauerbewältigung.

Die Heilung, die durch einen Jenseitskontakt entstehen kann, betrifft für mich zwei Bereiche. Zum einen Dinge, die man noch klären wollte bei einem plötzlichen Tod, gerade Entschuldigungen oder Verabschiedungen, zum anderen aber auch die Tatsache, dass der Verstorbene Dinge mitbekommt, die nach seinem Tod geschehen sind und dass er bei den Hinterbliebenen ist und diese begleitet.